Was ist ein Lichtdruck?

Der Lichtdruck, auch Kollotypie genannt, ist ein fotomechanisches Flachdruckverfahren zur rasterlosen Wiedergabe von Halbtönen.

Bei der Herstellung eines Lichtdrucks wird eine Glaspatte mit einer Gelatineschicht bedeckt, welche durch Ammonbichromat lichtempfindlich gemacht und anschließend bei ca. 50° C getrocknet wird. Hierbei entsteht das für den Lichtdruck typische, sehr feine sogenannte Runzelkorn. Im Anschluss wird die Platte unter einem fotografischen Negativ belichtet. Während der Belichtung wird die Gelatine den Tonwerten des Negativs entsprechend verschieden stark gehärtet und verliert dementsprechend mehr oder weniger ihre Fähigkeit, Feuchtigkeit aufzunehmen. Nun wird das Ammonbichromat ausgewässert und die Platte getrocknet. Bei der folgenden Behandlung mit einer Wasser-Glyzerin-Mischung quillt die Gelatine an den weniger gehärteten Stellen auf. Die feuchten Partien bleiben farbfrei, die trockenen nehmen die Farbe an und geben sie im Direktdruck als Halbtonbild an das Papier ab. Möchte man mehrere Farben drucken, müssen entsprechend viele Druckformen angefertigt werden.

Da es keine Aufrasterung gibt und das Runzelkorn sogar eine bessere Auflösung bietet als ein elektronisches Kornraster, entsteht eine so originalgetreue Wiedergabe der Vorlage, wie sie in keinem anderen Druckverfahren erreicht werden kann. Mit keiner anderen Technik können so feine Linien und Verläufe in allen Tonwerten in einem Druckvorgang hergestellt werden. Auch die Farbechtheit des Lichtdrucks ist unübertroffen. Wegen dieser Eigenschaften wird der Lichtdruck z.B. zur Reproduktion von kostbaren Zeichnungen und Gemälden verwendet, die auf Grund ihres Alters und ihres Zustands nicht dauerhaft ausgestellt werden können und durch diese originalgetreuen Reproduktionen, auch Faksimiles genannt, ersetzt werden. Selbst Experten haben Schwierigkeiten, eine solche Reproduktion vom Original zu unterscheiden.

Das Lichtdruckverfahren wurde von den Pionieren der Fotografie Mitte des 19. Jahrhunderts entdeckt und in den folgenden 20 Jahren weiterentwickelt. Der Münchener Joseph Albert ließ 1873 die ersten Lichtdruckschnellpressen bauen und kaufte Patente und Entwicklungen anderer Forscher auf. Der Lichtdruck verbreitete sich schnell in Europa und Amerika. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts gab es alleine in Deutschland mehr als 200 Lichtdruckereien. Da alle Bemühungen scheiterten, dieses arbeits- und zeitaufwendige Verfahren für große Auflagen wirtschaftlich zu gestalten, existieren heute weltweit nur noch wenige Lichtdruckwerkstätten.

Auch für Künstler wie Marc Chagall und Max Ernst war der Lichtdruck interessant. Da er viel Raum für Experimente lässt, wird er zunehmend auch von zeitgenössischen Künstlern wiederentdeckt. Beispiele für Lichtdrucke sind Christos Wrapped Roman Sculptures, 1991, Hanne Darbovens Harburg Sand, 1988, oder Sigmar Polkes Samson und Delilah, 1989.

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