Was ist ein Hochdruck?
Der Hochdruck gilt als das älteste Druckverfahren. Hierbei werden die nichtdruckenden Partien aus dem Druckstock herausgearbeitet, sodass die anschließend verbliebenen, erhabenen Linien, Stege und Flächen gedruckt werden können. Zu den bekanntesten Hochdruckverfahren gehören der Holz- und Linolschnitt (s. Was ist ein Holzschnitt? Was ist ein Linolschnitt?) sowie der Buch- und Stempeldruck. Das Hochdruckverfahren funktioniert grundsätzlich wie ein Stempel: Die Erhebungen werden gleichmäßig mit Farbe bestrichen und auf den Druckträger, zumeist Papier oder Pappe, gedrückt. Die Farbe bleibt haften und ergibt das gewünschte Druckbild. Damit dieses seitenrichtig dargestellt wird, muss es zuvor seitenverkehrt auf die Druckform gebracht werden.
Typische Merkmale aller Druckbilder die im Hochdruck entstehen sind zum einen die sogenannten Quetschränder am Rand einzelner Buchstaben, Linien oder Formen. Aufgrund des Drucks verläuft die Druckfarbe leicht, was aber nur geringen Einfluss auf die Druckqualität hat. Es werden dennoch sehr scharfe Aufdrucke erzielt. Zum anderen ergeben sich durch den Anpressdruck leichte Vertiefungen im Papier, die auf der Rückseite als Relief erscheinen. Diese werden auch Schattierungen genannt.
Die Verwendung des Hochdrucks geht bis auf das 4. Jahrhundert zurück. Damals begann man damit Stempel zu gravieren und diese auf weichen Ton zu übertragen. Bereits Sumerer, Chinesen und Ägypter nutzten den Stempeldruck zur direkten Übertragung eines Druckbildes. In Europa wurde der Stempeldruck seit dem 8. Jahrhundert und zur Vervielfältigung von einzelnen Texten und Bildern verwendet. Im 15. Jahrhundert wurde das Hochdruckverfahren durch Johannes Gutenberg revolutioniert. Er erfand den Buchdruck mit beweglichen Lettern, sodass man nun Texte frei zusammenstellen konnte und nicht mehr für jedes Motiv eine neue Druckform brauchte. Das Verfahren läutete den Beginn des Buchdruck-Zeitalters ein und wurde bis in die 1970er Jahre für die Herstellung von Büchern verwendet. Heutzutage weicht man auf den kostengünstigeren Offset- oder Digitaldruck (s. Was ist ein Offset-Druck? Was ist ein Digitaldruck?) aus. In künstlerischen Bereichen war der Hochdruck bis zur Erfindung der Lithografie (s. Was ist eine Lithografie?) im 18. Jahrhundert die am häufigsten angewandte Drucktechnik und wird auf Grund seiner charakteristischen Merkmale auch heute noch von Künstlern als Ausdrucksform gewählt.
Jüngere Werke, in denen die Hochdrucktechnik zum Einsatz kommt, sind beispielsweise Gilbert & Georges The Singing Sculpture 1969-91, 1993, Terry Winters Pollen, 2011 oder Santiago Sierras Door Plate, 2006.
Glossar der Druckgrafik und Editionen
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