Was ist eine Photogravüre?

Die Photo- oder auch Heliogravüre ist ein aufwendiges Flachdruckverfahren und wird zur hochwertigen Bildreproduktion auf fotografischer Grundlage verwendet.  Die erreichbare Nuancierung der Tonwerte mit feinster Körnung wird lediglich vom Lichtdruck (s. Was ist ein Lichtdruck?) übertroffen.

Als Druckplatte wird eine polierte Kupferplatte verwendet. Auf diese wird, wie im Aquatintaverfahren (s. Was ist eine Aquatinta), eine Schicht Asphaltstaub aufgebracht und angeschmolzen. Für die Vorlage muss zunächst in der Dunkelkammer aus einem Fotonegativ ein der späteren Druckgröße entsprechendes Halbtonpositiv angefertigt werden. Dieses wird auf ein lichtempfindliches, mit Gelatine überzogenes Pigmentpapier kopiert. Bei der Belichtung härtet die Gelatine je nach Intensität des Lichteinfalls unterschiedlich stark aus. Das Pigmentpapier wird anschließend gewässert und auf die vorbereitete Kupferplatte gepresst. In einem weiteren warmen Wasserbad kann das Papier von der Gelatineschicht gelöst werden. Diese verbleibt auf der Kupferplatte und weist den Grauwerten entsprechend unterschiedliche Stärken auf. Die vorbereitete Platte wird nun nacheinander in mehreren Säurebädern unterschiedlicher Konzentration geätzt. Es wird mit der höchsten Konzentration an Eisenchlorid begonnen. Je wässriger die Bäder danach werden, desto mehr kann die Gelatineschicht aufweichen. Dadurch werden immer mehr Stellen der Kupferplatte freigelegt und für die Säure angreifbar gemacht. Es entsteht eine den feinsten Tonwerten entsprechend unterschiedlich tief geätzte Druckplatte, die nach Entfernung der restlichen Gelatine im Tiefdruckverfahren (s. Was ist ein Tiefdruck?) gedruckt werden kann.

Die Photogravüre wurde zeitgleich mit der Fotografie in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts entwickelt. In den 1820er Jahren machte der Franzose Joseph Nièpce erste Versuche, Radierungen mit Hilfe der Photogravüre zu vervielfältigen. Als Erfinder des Verfahrens gilt allerdings der Österreicher Karl Klic (Klietsch), der 1879 erstmals Pigmentpapier in den Prozess der phototechnischen Übertragung einbezog.

Beispiele für Werke, in denen die Photogravüre zum Einsatz kommt sind Gerhard Richters Landscape I / Landschaft I, 1971, Eberhard Havekosts Kupfer 1 – 4, 2007, oder Gerhard Merzs Ed io anche son architetto (veronese), 1989.

 

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