Was ist ein Livre d’Artiste?

Unter einem Livre d’Artiste oder Künstlerbuch versteht man ein Kunstwerk, das allgemein das Buch zum Gegenstand des künstlerischen Konzepts macht. In der Kunst der Gegenwart überschreiten diese Konzepte auch die Grenzen des Buches als Objekt. Künstlerbücher werden als Originalarbeit von Künstlerhand geschaffen oder erscheinen nach der Idee des Multiples auch in autorisierten, limitierten Auflagen.

Ein Livre d’Artiste kann eine Serie von Bildern sein, die zwischen zwei Buchdeckeln zusammengefasst wird, oder auch Texte, die von Künstlern in freier Assoziation mit Illustrationen versehen wurden, mit dem Ergebnis, dass sich aus der Verbindung von Text und Bild ein neues Kunstwerk ergibt.

Künstlerbücher sind ein eigenständiges Genre der bildenden Kunst. Es können wertvolle Luxusausgaben mit Originalgrafik, Multiples oder unlimitierte Auflagen auf fotokopiertem Papier sein. Frankreichs große Meister der Malerei schufen die ersten ikonischen Künstlerbücher in der Sprache der Maler, wie Jazz von Matisse (gedruckt), oder das Unikat-Buch (gemalt), beide zunächst angelehnt an die Tradition der illustrierten Bücher. Das wäre in England oder Italien undenkbar gewesen. Deshalb setzte sich in der bildenden Kunst der französische Begriff, Livre d’Artiste, durch. Einen anderen Typ von Künstlerbüchern hat man – da die Impulse nach dem Krieg meist aus England und Amerika kamen – in den letzten drei Jahrzehnten als artists’ books bezeichnet. Pop, Fluxus, Actionkunst, Arte povera etc. – vor allem aber die Konzeptkunst gab dem Künstlerbuch einen Schub und sicherte ihm mit „Konkreter Poesie“, tautologischen und linguistischen Experimenten einen Platz in der Kunstgeschichte.

Beispiele für Livres d’Artiste sind Carl Andres America Drill, 2003, Liam Gillicks Pourquoi Travailler?, 2012, oder Ken Lum & Hubert Damischs Ultimo Bagaglio, 2008.

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Glossar der Druckgrafik und Editionen