Was ist ein Linolschnitt?
Der Linolschnitt gehört zu den Hochdruckverfahren (s. Was ist ein Hochdruck?). Beim Linolschnitt schnitzt der Künstler das Motiv mit einem scharfen Instrument, etwa einem Messer oder einem Hohleisen, aus der Oberfläche einer Linoleumplatte. Das Hohleisen (für feinere Schnittlinien v-, für breitere u-förmig) benutzt man zum Herausheben kleinerer oder größerer Flächen, das Konturenmesser ist unentbehrlich zum Vorschneiden scharfkantiger Schnittlinien und zum Nachbearbeiten. Die Technik ähnelt in ihren Arbeitsschritten dem Holzschnitt (s. Was ist ein Holzschnitt?).
Linoleumplatten lassen sich, vor allem wenn sie erwärmt werden, leicht schneiden. So können weichere Linien als beim Holzschnitt ausgearbeitet werden. Die homogene Oberflächenstruktur ermöglicht ein einfacheres Bearbeiten. Dadurch, dass Linoleum keine Maserung aufweist, muss im Gegensatz zum Holzschnitt keine Schnittrichtung festgelegt werden und es entstehen glatte, klare Flächen. Die erhabenen Stellen der Druckplatte werden mit Farbe überrollt und entweder per Hand oder mit Hilfe einer Druckpresse auf Papier gedruckt. Das Motiv erscheint auf dem Druck seitenverkehrt.
In der Regel werden beim Linolschnitt Farben auf Wasserbasis (z.B. Japanaqua) verwendet. Farbige Linolschnitte können auf drei unterschiedliche Weisen entstehen: Zum einen kann die Linoleumplatte partiell mit mehreren Farben eingefärbt werden, wofür zwar nur eine einzelne Platte benötigt wird, das Ergebnis aber keine Mischtöne aufweist. Zum anderen kann auch mit mehreren gleich großen, passgenauen Platten gedruckt werden. Durch das Übereinanderdrucken und die Verwendung von transparenter Farbe können hier zusätzlich Mischtöne erzielt werden. Die dritte Möglichkeit ist der Eliminationsdruck. Für diese Technik wird ebenfalls nur eine Linoleumplatte benötigt. Es wird zunächst nur ein Teil des Motivs aus der Platte geschnitten und dann die erste Farbe gedruckt. Danach wird die Platte gereinigt, das Motiv weiterbearbeitet und die nächste Farbe gedruckt. An den Stellen, an denen die Druckoberfläche weiter entfernt wurde, bleibt die jeweils vorhergehende Farbe erhalten. So geht es weiter, bis das komplette Bild fertiggestellt und gedruckt ist.
Linoleum wurde in den 1860er Jahren erfunden und ursprünglich als Fußbodenbelag entwickelt. Als Druckplatte für die künstlerische Drucktechnik wurde das Material erst zu Beginn des 20. Jahrhunderts entdeckt. Der Linolschnitt kam in der schulischen Kunsterziehung zur Anwendung und wurde bald für den Druck von Kunstzeitschriften, für Buchillustrationen sowie Plakate verwendet. Durch die einfache Handhabung des Materials wurde die Technik zunehmend auch für Künstler attraktiv, die darin eine gute Alternative zum Holzschnitt erkannten. Vor allem Künstler der deutschen Expressionisten-Bewegung ”Die Brücke“ nutzten zu Beginn des 20. Jahrhunderts den Linolschnitt bei ihrer Arbeit. Künstler wie Pablo Picasso oder Henri Matisse verwendeten den Linolschnitt vorzugsweise für mehrfarbige Grafiken. Besonders von der Variante des Eliminationsdrucks war Pablo Picasso begeistert.
Beispiele für Linolschnitte sind Alex Katz’ Large Birch, 2004, Per Kirkebys Untitled, 1999 oder Sol LeWitts Distorted Cubes #2, 2001.
Glossar der Druckgrafik und Editionen
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